von Markus Heitz

Wer hätte das gedacht, Markus Heitz als Sachbuchautor? Das schreit geradezu nach einer Rezension, kennt man den guten Mann doch eigentlich nur als inzwischen fleißigen Schreiber aller möglichen Genres. Und da das Thema Vampire gerade so aktuell, also angesagt ist, kommt ein Sachbuch über diese Spezies genau richtig. Zumal bei Markus Heitz immer zu erwarten ist, das er nicht staubtrocken sondern mit einem Augenzwinkern und guten Vergleichen an dieses Thema heran geht. Und der Leser wird da auch nicht enttäuscht. Immerhin ist der der Mann gelernter Historiker, schreibt er zumindest, und hat als Journalist gearbeitet. Das klingt doch nach einem guten Zusammenspiel um sich dem Thema zu nähern. Ach ja, er selber schreibt dazu: „Es wurde Zeit für ein Lach- und Sachbuch.“ Das erinnert mich wiederum an Die Sendung mit der Maus. Muss also gut werden!

Seine Inspektion ist gut gegliedert. Er gibt eine kurze Einführung, immerhin will man wissen woher das alles mit diesen Blutsaugern kommt, gibt einen Exkurs wie alles angefangen hat, beschreibt was die Vampire eigentlich alles können. Und da kommt eine Menge zusammen. Erzählt uns was es über dieses Phänomen in der Presse zu lesen gab, zu Anfang gab es geradezu einen Boom an Zeitungsartikeln, und natürlich sagt er uns auch wie man sie um die Ecke bringt. Und das alles mit einem gewissen Augenzwinkern, wie schon erwähnt. So macht Geschichte Spaß!

Beispielsweise erklärt er wie man sich gegen einen Vampirbesuch schützen könnte. „Also immer schön was zu Essen zu Hause haben, ein kleines Beutelchen Blut im Tiefkühler aufbewahren, vielleicht mehrere Sorten aus verschiedenen Jahrgängen. »Hallo Herr Vampir. Wir empfehlen einen Null positiv aus dem Jahr 2008, garantiert ökologische Lebensweise und kaum Konservierungsstoffe.« Viel Glück.“ Das klingt schon ein wenig Sarkastisch und auf den Arm nehmend, muss aber im Zusammenhang mit dem entsprechenden Kapitel gesehen werden, Direkte Abwehrmittel. Denn was die Menschen im Laufe der Geschichte an diesen Schutzmechanismen erfunden haben, ist schon erstaunlich. Ebenso wie die Vielfalt an unterschiedlichen Arten von Vampiren, die übrigens hier bei uns Nachzehrer genannt wurden, bis Bram Stoker kam. Als moderner Mensch kann man dies fast nicht nachvollziehen und man benötigt schon eine Menge Fantasy dafür. Die Kirche bekommt da auch gleich ihr Fett weg. „Da fällt mir gerade ein: Ob man das auch den mehreren Hundert offiziellen Exorzisten im Vatikan beibringt? Wenn sie schon im Kampf gegen den Satan ausbilden, warum dann nicht auch gegen den Vampir? Ich habe mich sofort schlaugemacht: In den entsprechenden Statements und Interviews dazu werden die Blutsauger leider nicht erwähnt. Die Rede ist immer nur von Satan. Vielleicht möchte sich ein Leser des Büchleins mit passender Konfession dort als Dozent bewerben?“. Schon erstaunlich oder? Die Menschen an sich beschäftigen sich mit Vampiren, von Wissenschaftlern werden Abhandlungen darüber geschrieben und Schriftsteller erfinden immer neue Geschichten. Aber die Kirche sagt fast nichts dazu, geradezu erstaunlich!

Markus Heitz kommt zu folgender Zusammenfassung: „Also, dann wage ich es nun einmal und möchte den »europäischen« Vampir folgendermaßen definieren: Ein Vampir ist ein lebendiger, unverwester Toter, der aufgrund äußerer Umstände, Vererbung, Schicksal oder durch einen Vampir zum Vampir wurde, aus seinem Grab in unterschiedlichster Form in erster Linie nachts entweichen kann, um Mensch und Tier des Blutes zu berauben, was den Tod der Opfer zur Folge hat. Das weitere Verhalten und die weiteren Fähigkeiten unterliegen regionalen Vorstellungen. Töten kann man einen Vampir sicher durch das Verbrennen und Köpfen, Anwendung findet des Weiteren das Pfählen/Pflöcken (vorzugsweise des Herzens), wenn auch nicht immer mit sicherem Erfolg. Noch mal durchlesen ... Passt, wie ich finde.“

Eine schöne Zusammenfassung wenn man das Buch gelesen hat. Es gibt so viele Möglichkeiten, das es schon erstaunlich ist, was sich da quasi in einer Nebenevolution im Vampirreich entwickelt hat. Es kommt einem vor wie Plattdeutsch, das am Niederrhein bereits zwischen zwei Ortsteilen unterschiedliche Begriffe und Worte entwickelt hat. Obwohl man das natürlich nicht vergleichen kann. Nach der Lektüre des Buches muss der geneigte Leser zu dem Schluss kommen, das sich die Menschen, würden sie sich die Mühe machen nur zwei Orte und die dortigen Sichtungen zu vergleichen, zu dem Schluss kommen müssten, das das mit dem Vampirglauben völliger Unsinn ist. Aber wer macht das schon?

Markus Heitz Buch, Vampire! Vampire! Ist nicht nur lehrreich, denn es bündelt die Fakten zu einem Gesamtwerk, sondern auch unterhaltsam. Immer wieder gespickt mit seinen bissigen Bemerkungen, die uns vor Augen führen wie dumm sich die Menschheit bei dem Thema anstellt. Auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man sich einen gesunden Geist und eine gehörige Portion Skepsis bewahrt hat und nicht alles glaubt was so erzählt wird. Viel Spaß bei der spannenden, lehrreichen und unterhaltsamen Lektüre.


Medium Taschenbuch
Buch Genre Sachbuch
Erscheinungjahr2009
Verlag/LabelPiper
AutorMarkus Heitz
ISBN/Asin9783492950701
Seitenzahl221