von David Mack

Es ist lange her das ich ein Star Trek Buch in Händen hielt, zudem ein Classic-Buch oder eines das im Classic-Universum angesiedelt war. Ich denke es war die im deutschen nie fortgesetzte Serie „New Frontier“. Da ist man dann doch neugierig wenn auf dem deutschen Markt plötzlich ein neues Star Trek Buch auftaucht.

Eine Reihe, die zwar im Classic-Universum angesiedelt ist, aber sich eben nicht um die alt bekannten und lieb gewonnen Charaktere dreht, sondern seinen Schwerpunkt an einen bestimmten Punkt in der Galaxis legt, ähnlich wie bei DS9 und eine völlig neue Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die sich einem nicht nach den ersten Sätzen erschließt, sondern die sich erst nach und nach entblättert.

Da ist also eine verdammt flott errichtete Raumstation, Starbase 47 – Vanguard, die genau in dem Dreieck Klingonen, Tholianer und Förderation liegt, was zusätzlichen Zündstoff liefert. Warum eigentlich nicht die geheimnisvollen Romulaner? Vielleicht weil die Classic-Klingonen sich noch nicht allzu sehr von den Menschen unterscheiden und man so wundervoll Geheimagenten oder verdeckt arbeitende Gegner unterbringen kann? Aber das ist reine Spekulation. Klingonen sind eben immer noch ein Fundus für Ärger und Aggression. Wobei man sich dann immer fragen muss, wie ein Volk mit dem Wahlspruch, „Heute ist ein guter Tag zum Sterben“, überhaupt den Schritt in den Weltraum geschafft hat.

Aber lassen wir mal diese hintersinnigen Gedanken beiseite und kehren zurück zu Vanguard. Zu der aggressiven Komponente „Klingonen“, gesellt sich die geheimnisvolle Welt der Tholianischen Gemeinschaft, die ja niemand so genau kennt. Eigentlich nur die Classic-Seher in der Folge „Das Spinnennetz“ (Original: The Tholian Web). Der Autor David Mack stattet sie mit Fähigkeiten aus, die es ansonsten in der Förderation kaum gibt und macht sie so noch unheimlicher für den Normalmenschen. Wer von uns kann es sich schon vorstellen, sich mit all seinen Gedanken in einem gemeinsamen Gedankenverbund zu befinden, in dem jeder Gedanke für jedes Mitglied zugänglich ist? Also keine Geheimnisse, eigene Gedankengänge. Irgendwie unheimlich, oder?

Und was genau will die Förderation eigentlich in diesem Gebiet, das man ruhig als einen schlafenden Vulkan bezeichnen kann? Wieso hat sie fast im Geheimen dieses Station hochgezogen, was ansonsten wesentlich länger dauert und groß zelebriert wird? Vordergründig geht es um Kolonisierung. Aber ausgerechnet hier, an der Grenze zu den kriegerischen Klingonen und unberechenbaren Tholianern? Kaum vorstellbar! Da muss einfach mehr dahinter stecken. Aber Mack klärt dies im ganzen Roman nicht auf, sondern wirft uns immer nur kleine Bröckchen vor, die immer wieder nur einen Lichtblick Richtung Lösung aufblitzen lassen. Spekulation und Kombinationsvermögen ist hier angesagt.

Wer kein Fabel für Ratespiele hat, braucht keine Angst vor der Story zu haben, da sie mit alt bekannten Charaktere angereichert ist, die den Einstieg zumindest für Classic-Fans leicht macht. Die Eröffnung des Romans geschieht durch Commodore Decker, bekannt aus der Classic-Folge „Planeten-Killer“ (Original: The Doomsday Machine), der „damals“ schon sein Schiff unrasiert kommandiert. Als kleiner Gag wird dies auch direkt erklärt, was dem geneigten Leser ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Dann natürlich die alte Enterprise und ihre Besatzung, am Anfang ihrer 5 Jahresmission unter dem jungen Captain Kirk. Einerseits wunderbar, da der Autor auf Charaktereigenschaften in ihrer Frühzeit zurückgreifen kann. Andererseits wieder schade, weil zu diesem Zeitpunkt, wir schreiben das Jahr 2265, so Lieblingscharaktere wie Dr.McCoy oder Chekov noch nicht an Bord sind. Diese treffen auf eine Menge neuer Personen, die uns David Mack in einem schnellen Szenenwechsel vorstellt. Für einen modern geschnittenen Kinofilm mag das vielleicht passend sein. Wiewohl man darüber sich darüber auch streiten kann, aber hier geht der Autor doch an die Grenze des Aufnehmbaren. Der Leser gelangt an einen Punkt, wo sich bei ihm das Gefühl einschleicht, das es jetzt doch genug sei. Da wären längere Sequenzen oder weniger schnelle Szenenwechsel für den Lesegenuss doch angenehmer gewesen. Nach dem ersten Drittel des Buches legt sich das aber und der Lesefluss ist nicht mehr ganz so anstrengend. Der Leser hat ab Kapitel 6 endlich die Möglichkeit sich auf die vorgestellten Charakter einzustellen, wie den aufdringlichen Reporter Pennington, den versoffenen Schmuggler Quinn oder den Stationschef Commodore Reyes. Bei einigen Personen weiß man das sie Spione sind, bei anderen ist ihre Gesinnung nicht ganz deutlich. Der Leser kann sich ganz der Lösung diverser Geheimnisse und Intrigen widmen, die Rund um Vanguard aufgebaut, aber eben nicht gelöst werden. So bleibt die Spannung erhalten. Als Leser bekommt man einiges an Aktion, Charakterentwicklung und Geheimnissen geboten. Am Ende bleibt die große Frage: Wie wird es weitergehen? Zwar fragt man sich wie es die Enterprise (mal wieder) schafft ein Problem zu lösen, das die Stationsmannschaft, mit einer Menger besserer Ausstattung als die Enterprise zu bieten hat. Aber wie sagt Commodore Reyes so treffend: „Ich werde niemals verstehen können, wie Ihr Chefingenieur ein Rätsel gelöst hat, an dem ein gesamtes Team von R&D Ingenieuren über zwei Jahre gebastelt hat...“. Aber als Classic-Fan ist man das von Scotty ja gewohnt. :)

Aus Sicht des Rezensenten kann man nur das Fazit ziehen: Ein gelungener Auftakt zu einer neuen und spannenden Star Trek Saga. Mit Anlehnung und Eröffnung alter bekannter Personen, die die Möglichkeit schaffen sie immer wieder einmal auftauchen zu lassen. Mit interessanten Charakteren und einem Geheimnis, das es zu lösen gilt. Was will das Star Trek Herz mehr? Wir gratulieren Cross-Cult zu dem Mut dieser Veröffentlichung und hoffen das es genügend Käufer für diese Serie gibt. In unseren Augen hat sie das allemal verdient. Zusammenfassend möchte ich den Autor David Mack zitieren: „Es ist unser Ziel, mit STAR TREK: VANGUARD eine Verbindung zwischen unseren Abenteuern und denen aus der klassischen TV-Serie zu erstellen. Wir wollen Momente erschaffen, an denen Leser feststellen, dass ein Ereignis in Vanguard die Erklärung für ein bis dato offenes Rätsel aus Raumschiff Enterprise liefert.“ Viel Spaß beim Lesen.


Medium Taschenbuch
Buch Genre Roman
Erscheinungjahr2008
Verlag/LabelCross Cult
AutorDavid Mack
ISBN/Asin978-3-936480-91-7
Seitenzahl395