von Tommy Krappweis

Hörspiel von Tommy Krappweis nach dem Buch vom Max Kruse

Das schöne Box-Set enthält die ersten 3 Folgen:

  • 01: Spuk auf Bloodywood Castle
  • 02: Besuch aus dem Jenseits
  • 03: Eine gruselige Wette

Zum Inhalt, falls ihr den nicht kennen solltet: Schottland Ende des 19. Jahrhunderts. Besuch von der Familie kann schon sehr speziell ausfallen. Insbesondere, wenn die Anverwandten aus dem Jenseits zurückkehren – und das auch noch in überlebensgroßer Tiergestalt. Lord Mac Shnatterman auf Bloodywood Castle nimmt diese Überraschung vergleichsweise gelassen, während sich sein treuer Diener Cookie Pott erst noch gewöhnen muss an Tante Turkie (eine Truthenne), Onkel Bernie (ein Bernhardiner) und Onkel Rabbit (ein, wenigstens nach eigener Einschätzung, musikalisches Kaninchen mit pikanter Vergangenheit). Nun gut, irgendwelche seltsamen Verwandten haben wir ja alle – aber diese drei sind zum Helfen gekommen! Denn um Bloodywood Castle, seit Generationen Familiensitz der Shnattermans, steht es schlecht: Der Reeder Tom Coolwater hat dem Lord die letzten Bauern abgeluchst, um ihn zum Schlossverkauf zu zwingen. Doch Mac Shnatterman und seine tierisch-untote Verwandtschaft schmieden einen Plan, der fast zu verrückt ist, um schief zu gehen – schließlich muss der Familiensitz gesichert werden, und dann wäre da noch die gemeinsame Reise in den Wilden Westen…

Ich selbst habe das Buch oder die Bücher, von Max Kruse nie gelesen. Aber ich kenne natürlich Lord Schmetterhemd von der Augsburger Puppenkiste, von 1978. Von daher war mir die Geschichte natürlich nicht fremd.

Das Hörspiel lässt sich Zeit, was heutzutage ja schon Seltenheitswert hat. Und vor alle, die Sprecher sprechen im Ensemble, also nicht wie sonst üblich alleine und es wird erst im Studio gemixt. Das merkt man einfach, an der Spielfreude der Sprecher und am Timing. »Bumm film« hat es geschafft, alle Sprecher zu versammeln und mit dem gehörigen Corona-Abstand so zu vereinen, dass sich alle hören konnten und aufeinander eingehen. Vor allem das Zusammenspiel von Stefan Günther (Lord Mac) und Pascal Breuer (Diener Cookie) ist einfach wunderbar. Die Stimmauswahl, die Tommy Krappweis und seine Leute da zusammen gesucht haben, passt einfach herrlich.

Bei Oliver Kalkhofe als Onkel Bernie, war ich etwas skeptisch, musste meine Meinung aber revidieren. Bastian Pastewka als Onkel Tabbit ist großartig abgedreht und Dana Geissler als die hochadlige Tante Turkie ist auch genau richtig. Götz Otto als Mr. Coolwater ebenfalls. Und wer irgendwie besonders hervorstechend ist, sie Katrin Fricke als Rosi McVee. Sie hat einen ganz eigenen Ton und Geschwindigkeit und sticht aus dem Ensemble irgendwie heraus. Habe ich schon erwähnt das Stefan Günther genau die passende Stimme für Lord Mac ist? Göttlich.

Die Drehbuchumsetzung von Tommy Krappweis ist wirklich gelungen. Das Einzige, was ich ein wenig anmeckern ist. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert. Da wurde nicht von indigenen Völkern gesprochen, nicht einmal zu der Zeit, als Max Kruse das Buch schrieb. Die Idee dahinter nicht Indianer zu schreiben, ist natürlich zu begrüßen, aber wäre es dann nicht vielleicht besser gewesen die Geschichte in der heutigen Zeit anzusiedeln? Ich weiß nicht, ob die heutige Generation dafür überhaupt noch einen Blick hat, aber 1890 hieß es ganz gewiss nicht Indigene, was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet. In der Präsentation wurde sehr ausführlich auf diese Problematik hingewiesen und ich weiß den getriebenen Aufwand sehr zu schätzen. Von daher denke ich, wäre es evtl. besser gewesen die Geschichte in unsere Zeit zu verlagern, wie das beispielsweise bei Mark Brandis gemacht wurde. OK, manche Dinge wären dann nicht möglich gewesen, wie z.B. Ein Hochrad oder ein Schiffskessel (ach ja, der kommt erst nach Folge 3), aber sicher hätten sich andere Möglichkeiten gefunden. Schwieriges Thema.

Aber ansonsten ist die Geschichte großartig umgesetzt, die Sprecher wundervoll, das Ambiente lässt keine Wünsche offen. Ab und zu hätte der Erzähler vielleicht ein wenig weniger Erklärungen hinzufügen sollen. Beispielsweise erzählt er, dass der Lord seufzt und dann seufzt dieser. Da wäre etwas weniger mehr gewesen. Das mindert den Hörspaß aber keineswegs, weil es Kleinigkeiten sind, die vielleicht sogar nur mir auffallen.

Erwähnenswert ist auch die Musik von Andreas Lenz von Ungern-Sternberg. Sie ist leicht jazzig, wie ich finde, und hat diese Gitarre, die mich hinwegschmelzen lässt. In allen Punkten so passend und nicht aufdringlich. Sehr schön.

Man merkt meine Begeisterung kaum, oder? Ich habe die drei Folgen jedenfalls mit Genuss und in einem Rutsch weggehört, weil es einfach so spannend, so unterhaltsam und so wundervoll umgesetzt wurde. Allein die Geistererscheinung in Folge 3 ist göttlich. Diese Hörspiel-Box ist auf jeden Fall ein wundervolles Geschenk für jeden, der gerne gute Hörspiele mag. Gut geeignet auch für die ganze Familie.

 

  • Erzähler: Kai Taschner
  • Mac: Stefan Günther
  • Cookie: Pascal Breuer
  • Turkie: Dana Geissler
  • Bernie: Oliver Kalkofe
  • Rabbit/Rab: Bastian Pastewka
  • Mrs. McVee: Coldmirror
  • Mr. Coolwater: Götz Otto
  • Mrs. Coolwater: Sabine Bohlmann
  • Rosie McVee: Katrin Fricke aka. Coldmirror
  • Samuel Pinch: Michael Schwarzmaier

Typ Hörspiel
Erscheinungjahr2021
Verlag/LabelEdel Kids
AutorTommy Krappweis
ProduzentNico und Tommy Krappweis
RegieTommy Krappweis
MusikerAndreas Lenz von Ungern-STernberg, Alexander Preu
ISBN/AsinB097CRJ984