von Marc Freund

Eine Seefahrt, die ist tödlich. Zumindest wenn Professor van Dusen und Hutchinson Hatch zu den Passagieren zählen. Dann muss dort einfach etwas passieren. Auf dem Raddampfer Mississippi Queen tummeln sich allerhand bunte Gestalten. Als Hatch und Van Dusen in einer der Kabinen die Leiche eines Reisegefährten finden ist klar, der Mörder gehört zur Reisegruppe. Doch was hat eine Tanzveranstaltung auf dem Schiff damit zu tun? Und welches düstere Geheimnis trug der Tote mit sich herum? Professor van Dusen bleibt nicht viel Zeit, den Mörder zu ermitteln, denn der Dampfer steuert unaufhörlich seinem Zielhafen zu.

An sich eine tolle Idee, die natürlich auch nicht neu ist. Eine geschlossene Gruppe beinhaltet einen Mörder, den man irgendwie überführen und fassen muss, bevor man wieder in die Öffentlichkeit kommt und dieser entkommen könnte. Im Gegensatz zum letzten Fall ist die Auflösung aber ein wenig dünn geraten, wie ich finde. Wirkliche Ermittlungsarbeit oder Erkenntnisse, die dem Hörer mitgeteilt werden, sind nicht vorhanden. Fast hat man das Gefühl, das van Dusen diesmal nur Eingebungen hat, aber keine wirklichen Beweise. Das war im letzten Fall wesentlich besser umgesetzt. Außerdem irritiert mich der Titel. Klar, es kommt ein Tanz vor, der der Auslöser der Tat zu sein scheint, aber in dieser Zeit sitzt der Professor in seiner Kabine, mit Wachs im Ohr, und kümmert sich um eine wissenschaftliche Arbeit. Mit den Geschehnissen beim Tanz hat er absolut nichts zu tun, sondern nur Hatch ist beteiligter Beobachter.

Zuerst hatte ich einen Fehler im Drehbuch vermutet, als erzählt wird, das der Tote durch die Türe in den Himmel am Mississipi „blickte“. Aber anscheinend ist es so, dass die Kabinen auf einem Raddampfer auf diesem sagenumwobenen Fluss auch an Deck sind. Vielleicht die Luxuskabinen? Dann erklärt sich das natürlich.

Leider passiert der Mord erst in der Mitte des Hörspiels, in Kapitel 6 von 12. Da bleibt ja auch keine Zeit mehr zu ermitteln, wenn man die Vorgeschichte dermaßen auswalzt. Das hätte man anders machen können. Der Mord geschieht und im Laufe der Ermittlungen wird die bisher erzählte Geschichte aufgeblättert. Mit hätte das jedenfalls mehr Spaß gemacht.

Die Sprecher sind alle hervorragend, wie für die neuen van Dusen Hörspiele gewohnt, der Schnitt von Tom Steinbrecher ohne Tadel, die Effekte und das Ambiente gewohnt gut. Auch hier trifft wieder zu, selbst wenn man die Namen der Sprecher nicht kennt, sobald man die Stimme hört, erkennt man sie. Rick Skelton, gesprochen von Lutz Mackensy, schafft es immer wieder zu überraschen. In der einen Szene klingt er wie der unbedarfte Spieler von nebenan und in der nächsten hat er eine dermaßene Schärfe, dass man sich direkt vor ihm fürchtet. Großartig!

Auch wenn ich mir mehr Detektivarbeit gewünscht hätte, und der Fall 22 gegenüber dem Letzten ein wenig abfällt, macht es trotzdem Spaß zuzuhören. Das ist den guten Sprechern und der guten Umsetzung zu Gute zu halten. Beim nächsten Fall gerne wieder etwas mehr Detektivarbeit. Wobei, Professor van Dusen ist ja kein Detektiv, sondern Wissenschaftler. Dabei fällt mir auf, dass es in den neuen Folgen nicht so oft erwähnt wird, wie im Original von Michael Koser.


Typ Hörspiel
Medium CD
Erscheinungjahr2020
Verlag/LabelMaritim
AutorMarc Freund
ProduzentGerd Naumann
RegieGerd Naumann
MusikerChristian Bluthardt
SchnittTom Steinbrecher
ISBN/AsinB085DRXRF8
Lauflänge62 Min.