von Karl May

Das Genre des Westerns ist ein wenig in Vergessenheit geraten, jedenfalls hier in Europa. Dabei haben auch deutsche Autoren dieses Genre beherrscht, zumindest wenn man dieses Genre nicht nur im Sinne von Hollywood- oder Italo-Western begreift. Ansonsten würde ja auch ein James Fenimore Cooper mit seinem Lederstrumpf dort keinen Platz finden.

Ja, auch in Deutschland gibt es dieses Genre (das Wort kam jetzt in den letzten beiden Absätzen verdammt oft vor) und das nicht nur in Heftromanen wie Lassiter und Konsorten. Nein, der größte deutsche Western Schriftsteller war zweifelsohne Karl May. Wie, noch nie gehört? Das ist bedauerlich denn dieser Mann hat damit Schriftkulturgeschichte geschrieben und ist es Wert auch in der heutigen Zeit beachtet zu werden. OK, die Schreibweise ist etwas altmodisch, aber das muß ja nichts Nachteiliges sein. Seit den 50er Jahren hat es keine großartigen Neuübersetzungen mehr gegeben, aber diese alte Ausdrucksweise hat auch etwas faszinierendes.



Haben Sie mal die Neuübersetzung vom Herrn der Ringe gelesen? Der reinste Horror, für meinen Geschmack. Das klingt überhaupt nicht mehr nach einem phantastiischen Roman. Mir pers. macht es keinen Spaß sowas Lesen zu müssen und ich bin froh über meine alten Ausgaben. Und genauso geht es mir mit Karl May und seinen Reiseberichten.

Aber kurz zum Inhalt des Hörbuches. In den Kordilleren endet der am „Rio de la Plata“ begonnene Ritt (den es auch als Hörbuch beim Karl May Verlag gibt). Im wilden Gran Chaco geraten die Helden in eine unangenehme Lage. Später stoßen sie auf den geheimnisvollen "Viejo Desierto". Die Suche nach dem verbrecherischen Sendador führt schließlich hoch hinauf in die bolivianischen Anden. (Fortsetzung von Band 12.) Keine Angst, man muß am „Rio de la Plata“ nicht gelesen haben um dieses Hörbuch zu verstehen. Zwar gehören beide Ausgaben zu einem lateinamerikanischen Zyklus des Autors, aber sie sind nur locker mittels einer Rahmenhandklung miteinander verknüpft. Man kann sie daher auch durchaus als Einzelwerke anhören und verstehen.

Großartig finde ich es das der Karl May Verlag auf ein ganz modernes Mediem bei der Veröffentlichung seiner ungekürzten Lesung gesetzt hat. Zum Einen hat man eine schöne CD um sie ins Regal zu stellen. Zum Anderen hat man auf MP3 als Format gesetzt und war so in der Lage die 13 Spielstunden auf eine Silberscheibe zu pressen. Tolle Sache.

Und dann noch der Vorleser. Heiko Grauel liest mitreißend und läßt einen vollkommen vergessen das es sich hier um ein Buch handelt, das bereits 100 Jahre auf dem Buckel hat. Und auch mit der leicht antiquierten Ausdrucksweise hat er keine Probleme und liest locker und flüssig. Dabei setzt er nicht auf Stimmenmorphing, wie Stefan Kaminski dies so großartig in „Eine Insel“ umgesetzt hat, sondern versteht sich als Erzähler. Geradeso als würde Karl May selber von seinen Abenteuern berichten. Da sind 13 spannende Stunden garantiert und ich möchte behaupten das auch moderne Hörgewohnheiten hier zu ihrem Recht kommen. Einfach ausprobieren, es lohnt sich.

Sprecher:  Heiko Grauel


Typ Lesung
Medium CD
Erscheinungjahr2009
Verlag/LabelKarl May Verlag
AutorKarl May
ISBN/Asin3-7802-0713-3